Autismus Hamburg e.V. wird freundlicherweise durch die GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene gemäß § 20c SGB V von den gesetzlichen Krankenkassen gefördert. Im Jahr 2024 beträgt die Förderung 35.000 Euro.
Wie auch in der ICD 11 findet sich im aktuell gültigen psychiatrischen Klassifikationssystem DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) keine Unterscheidung mehr zwischen den verschiedenen Autismus-Formen. Stattdessen wird dort vom Autismus-Spektrum gesprochen. Dies soll verdeutlichen, dass es viele verschiedene Ausprägungen gibt ohne klare Grenzen. Allen gemein sind diverse Besonderheiten in der Reizaufnahme und Reizverarbeitung. Sprachliche Besonderheiten können, müssen aber nicht auftreten, ebenso gibt es eine starke Variation bei der Intelligenz. Auch verändern sich Autismus-Symptome oft im Laufe der Zeit (durch Lernen, Anpassen, höhere Toleranz z. B. bei Überempfindlichkeiten,…). Jede autistische Person ist anders und durchläuft eine individuelle Entwicklung! Aus diesem Grund ist es oftmals ein langwieriger Prozess, bevor die Diagnose gestellt wird.
Da heute jedoch noch vielfach die ursprüngliche Unterteilung gebräuchlich ist, soll im Folgenden danach unterschieden werden. Oftmals treffen nicht alle der genannten Kriterien zu.
Frühkindlicher Autismus
Der frühkindliche Autismus ist durch die folgenden diagnostischen Kriterien beschrieben:
- Beginn vor dem dritten Lebensjahr
- Beeinträchtigung der sozialen Interaktion
- Beeinträchtigung nonverbaler Verhaltensweisen wie Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik zur Steuerung sozialer Interaktionen
- Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
- Mangel, spontan Freude, Interessen oder Erfolge mit anderen zu teilen
- Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit
- Beeinträchtigungen im Bereich der Kommunikation
- verzögertes Einsetzen oder Ausbleiben gesprochener Sprache
- Unfähigkeit ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen
- stereotyper oder repetitiver Gebrauch der Sprache
- Fehlen von Rollenspielen oder sozialen Imitationsspielen
- Beschränkte, repetitive und stereotype Verhaltensweisen
- umfassende Beschäftigung mit stereotypen und begrenzten Interessen, wobei Inhalt und Intensität abnorm sind
- auffällig starres Festhalten an bestimmten nichtfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen
- stereotype und repetitive motorische Manierismen (z. B. Biegen oder schnelle Bewegungen von Händen oder Fingern oder komplexe Bewegungen des ganzen Körpers)
- ständige Beschäftigung mit Teilen von Objekten
Asperger-Syndrom
Das Asperger-Syndrom manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr.
Wie auch für den frühkindlichen Autismus kennzeichnend, liegen bei Menschen mit dem Asperger-Syndrom qualitative Abweichungen der wechselseitigen sozialen Interaktion sowie ein eingeschränktes, stereotypes und sich wiederholendes Repertoire der Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten vor.
Die Abgrenzung des Asperger-Syndroms ergibt sich in erster Linie dadurch, dass bei Aspergern oft keine Entwicklungsverzögerung in der Sprache oder bei kognitiven Fähigkeiten vorhanden ist. Hingegen sind in der psychomotorischen Entwicklung und der sozialen Interaktion Auffälligkeiten festzustellen.
Bei Asperger-Betroffenen äußert sich das eingeschränkte Interesse häufig durch „exzentrische Neigungen“ oder „sonderbare, intensive Fixierungen“. So entwickeln sie z. B. ein extremes Interesse für Zugfahrpläne, Dinosaurier beziehungsweise Rasenmäher oder untersuchen die Funktionen von Uhren, Fernsehapparaten etc. Betroffene neigen dazu, ihre Interessen über den Kontakt zu Gleichaltrigen zu stellen und bei Gesprächen oft ausschließlich über diese Themen zu dozieren.
Atypischer Autismus
Atypischer Autismus, auch psychogener Autismus oder frühkindlicher Autismus mit atypischem Erkrankungsalter oder Symptomatik genannt, unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus dadurch, dass Kinder erst nach dem dritten Lebensjahr Symptome zeigen (atypisches Erkrankungsalter) oder nicht alle Symptome aufweisen (atypische Symptomatik).
Autistische Kinder mit atypischem Erkrankungsalter zeigen bei den Symptomen das Vollbild des frühkindlichen Autismus, das sich bei ihnen aber erst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert.
Autistische Kinder mit atypischer Symptomatik legen Auffälligkeiten an den Tag, die für den frühkindlichen Autismus typisch sind, jedoch die Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus nicht vollständig erfüllen. Dabei können sich die Symptome sowohl vor als auch nach dem dritten Lebensjahr manifestieren.
Hochfunktionaler Autismus
Treten alle Symptome des frühkindlichen Autismus zusammen mit normaler Intelligenz (einem IQ von mehr als 70) auf, so spricht man vom Hochfunktionalem Autismus. Diagnostisch wichtig ist hier insbesondere die verzögerte Sprachentwicklung. Gegenüber dem Asperger-Syndrom sind die motorischen Fähigkeiten meist deutlich besser.
Nähere Informationen zum Thema „Was ist Autismus“ finden Sie unter https://www.autismus.de/was-ist-autismus.html